Als jemand, die jahrelang mit Schafen und roher Wolle gearbeitet hat, liebe ich einfache, robuste Methoden, die ohne große Technik auskommen und respektvoll mit dem Material umgehen. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie ich mit einem einfachen Schlauchfilter Lanolin aus roher Wolle schonend gewinne — ohne aggressive Chemikalien, aber mit klaren Schritten, Sicherheitshinweisen und Tipps, damit das Ergebnis sauber und nutzbar wird.

Warum Lanolin gewinnen?

Lanolin ist das natürliche Wollfett, das Schafe schützt. Für uns hat es viele Einsatzmöglichkeiten: als Basis für Salben, als Holz- oder Lederpflege, zum Imprägnieren von Textilien oder als Rohstoff für Seifen. Aus ökologischer Sicht ist es großartig, den Wertstoff direkt vor Ort aus der eigenen Rohwolle zurückzugewinnen statt ihn zu entsorgen.

Was ist ein Schlauchfilter?

Mit Schlauchfilter meine ich eine einfache Filtervorrichtung: Ein flexibler Schlauch (oder eine Gesäßstrumpf-/Stoffsocke), gefüllt mit Filtermaterial (z. B. Vlies, Baumwolltuch, Fließ), der in das Auffanggefäß hängt. Die schlauchförmige Konstruktion ermöglicht das langsame Abfließen der fettigen Waschlösung, wobei gröbere Schmutzpartikel zurückgehalten werden. Diese Methode ist besonders schonend, weil sie die fette Phase (Lanolin suspendiert im Wasser/Öl-Gemisch) nicht mechanisch stark belastet.

Materialliste

Ich bereite alles vor, bevor ich anfange:

  • Rohe, ungesäuberte Schafwolle (nach dem ersten Waschgang oder "Lanolin-Waschwasser")
  • Ein stabiler Kunststoff- oder Gummischlauch (Durchmesser 3–5 cm, Länge 50–100 cm) oder eine dicke Baumwollstrumpfhose/Leinenstoffschlauch
  • Feines Filtermaterial: Baumwolltuch, Flies, Vlies oder mehrere Lagen Käsetuch
  • Großer Topf oder Bottich zum Erhitzen (exakte Temperaturen später)
  • Glasbehälter zum Auffangen des gefilterten Fetts
  • Grobe Siebe und Trichter
  • Silikon- oder Holzspatel
  • Thermometer
  • Gummihandschuhe, Schürze, gute Belüftung
  • ZubehörWarum
    Schlauch oder StoffFormt den Filter, lässt langsames Abtropfen zu
    Filtervlies / KäsetuchHält Schmutz zurück, lässt Fett-Wasser durch
    Glasgefäßefür sauberes Auffangen und Lagerung

    Vorbereitung: Wolle waschen und das Lanolin lösen

    Ich gewinne Lanolin nicht direkt aus sehr schmutziger, ungewaschener Rohwolle — zuerst kommt ein schonender Erstwaschgang, der das größte Schmutz- und Schafkot entfernt, aber das Lanolin im Wasser suspendiert.

  • Fülle einen großen Topf mit Wasser (nicht kochend) und erwärme ihn auf etwa 50–60 °C. Zu heißes Wasser zerstört empfindliche Duftstoffe und kann das Lanolin kippen.
  • Gebe die rohe Wolle hinein, rühre nur sehr vorsichtig um und lasse sie 15–30 Minuten ziehen. Ich verwende bei Bedarf eine kleine Menge pH-neutraler Wollseife (z. B. eine Seifenbasis für Wollpflege), aber oft reicht warmes Wasser.
  • Entferne die Wolle mit einer Kelle; das Waschwasser enthält nun einen hohen Anteil an lanolinhaltigen Emulsionen und Schmutz.
  • Aufbau des Schlauchfilters und Filtern

    So baue ich den Filter auf:

  • Schlauch aufschneiden (ein Ende offen lassen) oder die Baumwollstrumpfhose an einem Ende verknoten, sodass ein länglicher Beutel entsteht.
  • Innen mehrere Lagen Käsetuch oder Vlies einlegen — das schafft feine Filterstufen.
  • Den Schlauch mit einem Seil oder Klammern an einem höheren Punkt befestigen (z. B. an einem Haken über einem Eimer). Das untere Ende führt in dein Auffangglas.
  • Das warme Waschwasser langsam durch den Schlauch gießen. Das Wasser läuft langsam ab; dickere, fetthaltige Partien bleiben hängen oder tropfen später als klareres Wasser.
  • Wichtig: Ich lasse das Wasser nur warm laufen, nicht heiß. Industriell wird Lanolin gerendert (erhitzt), aber für DIY-Zwecke reicht die Trennung, Abkühlen und Absetzen.

    Trennen, abkühlen und das Lanolin gewinnen

    Nachdem ich mehrere Eimer Waschwasser filtriert habe, beobachte ich die Phasen:

  • Direkt nach dem Filtern ist das Fett oft emulgiert und milchig. Ich lasse die gefilterte Flüssigkeit in Glasbehältern langsam abkühlen und mindestens 24–48 Stunden stehen.
  • Beim Abkühlen separiert sich das Lanolin: Eine gelbliche bis bräunliche feste oder halb-feste Schicht setzt sich oben ab, darunter klares Wasser.
  • Vorsichtig abgießen (Dekantieren) oder mit einer Pipette das klarere Wasser entfernen; die fettige Schicht entnehmen und in ein sauberes Gefäß geben.
  • Falls das Lanolin noch stark verunreinigt ist, wiederhole ich den Prozess: Erwärmen auf 40–50 °C, durch ein sauberes Tuch filtern und erneut absetzen lassen.

    Sicherheit und Reinheit

    Ein paar Hinweise aus meiner Praxis:

  • Erhitze niemals über offenem Feuer ungeeignetes Gefäßmaterial. Glas ist stabiler und hygienischer.
  • Vermeide hohe Temperaturen (>80 °C), damit das Lanolin nicht oxidiert oder unangenehm riecht.
  • Arbeiten mit Handschuhen und in gut belüfteten Räumen ist ratsam — die Gerüche der Rohwolle und des Fettes können intensiv sein.
  • Qualitätsmerkmale und Probleme

    So erkenne ich gutes DIY-Lanolin:

  • Geruch: mild, wachsartig. Sehr stechender, ranziger Geruch deutet auf Oxidation oder bakterielle Zersetzung hin.
  • Farbe: variabel von hellgelb bis bräunlich, abhängig von der Wolle und wie gründlich gefiltert wurde.
  • Konsistenz: weich bis fest bei Raumtemperatur. Sehr flüssig kann auf unsaubere Trennung hinweisen.
  • Falls das Lanolin trüb ist oder noch Partikel enthält, hilft ein zweites Filtern und längeres Absetzen. Bei starkem Geruch ist oft eine regenerative Reinigung nötig — oder das Material ist nicht für kosmetische Zwecke geeignet und besser als technisches Fett (z. B. Lederpflege) einsetzbar.

    Anwendung und Lagerung

    Ich fülle das Lanolin in saubere, dunkle Gläser. Für kosmetische Anwendungen mische ich es oft mit ein wenig Olivenöl oder Bienenwachs, um eine streichfähige Salbenbasis zu erhalten. Lagerung kühl und lichtgeschützt — so bleibt es mindestens mehrere Monate stabil.

    Tipps aus der Praxis

  • Beginne mit kleineren Mengen, damit du das Verhalten der Wolle und deines Filters verstehst.
  • Saubere Werkzeuge sparen Zeit: Je weniger Fremdstoffe, desto leichter die Trennung.
  • Bei sehr fetthaltiger Wolle kann man einen zweiten, heißeren Render-Vorgang (vorsichtig!) planen, wenn man mehr technisches Lanolin für Imprägnierungen braucht.
  • Wenn du planst, das Lanolin kosmetisch zu verwenden, ziehe eine mikrobiologische Prüfung in Erwägung oder halte dich an bewährte Rezepte mit konservierenden Zusätzen.
  • Wenn du magst, beschreibe ich beim nächsten Mal Schritt für Schritt ein einfaches Rezept für eine Lanolin-Handcreme aus selbstgewonnenem Wollfett — inklusive Mengenangaben und Haltbarkeit. Schreib mir einfach, welche Anwendung du im Kopf hast.