Warum ich Wollreste als Dämmmaterial sammle

Ich habe über Jahre mit Schafhaltung, Textilverarbeitung und nachhaltigem Wohnen gearbeitet – und immer wieder bin ich bei einem sehr einfachen Gedanken hängen geblieben: Wolle ist ein regionales, nachwachsendes und vielseitiges Material. Wenn ich sehe, wie viel Verschnitt, angeknabberte Knäuel oder Altwolle in Werkstätten und Haushalten anfällt, denke ich: das kann doch nicht einfach weg. Seit einigen Jahren sammele ich Wollreste gezielt und setze sie zuhause als Dämmmaterial ein. Das ist praktisch, klimapositiv und es macht mir Freude, Materialkreisläufe zu schließen.

Woher kommen meine Wollreste?

Wollreste entstehen an vielen Stellen:

  • Abgeschnittene Fadenenden beim Stricken oder Weben
  • Verspulte Endstücke aus Spinnereien und Werkstätten
  • Kaputte oder verschlissene Strickwaren, die nicht mehr repariert werden
  • Überschüssige Faserreste aus Filz- oder Spinnkursen
  • Ich hole mir Reste aus drei Quellen: meine eigenen Projekte, lokale Werkstätten und Höfe, und Tauschgruppen in der Community. Wichtig ist: bevor ich etwas verwende, prüfe ich Herkunft und Behandlung der Wolle (gefärbt, gewaschen, mit Kunstfasern gemischt?).

    Wie ich Wollreste sammle und lagere

    Organisiertes Sammeln spart Zeit. Ich arbeite mit einfachen Regeln:

  • Ich sammle in offenen Säcken oder Kisten, damit die Wolle gut lüftet.
  • Ich markiere die Quelle und das ungefähre Gewicht auf einem Etikett.
  • Feuchte oder schimmelige Reste kommen nicht in den Vorrat, sondern werden getrennt entsorgt oder getrocknet und gereinigt.
  • Für die Lagerung nutze ich atmungsaktive Jutesäcke. Plastiksäcke können Feuchtigkeit einschließen und Mottenbefall begünstigen. Regelmäßiges Lüften und gelegentliches Auslegen von Lavendelsträußchen oder ZEDERHölzern reduziert den Befall natürlicher Schädlinge.

    Sortieren: Warum und wie

    Sortieren ist die Basis für eine gute Dämmleistung. Ich trenne nach folgenden Kriterien:

  • Faserart: Schurwolle, Merino, Alpaka-Mischungen, synthetische Anteile.
  • Sauberkeit: gewaschen, ungewaschen, stark verschmutzt.
  • Form: lange Stränge, gekräuselte Kardenfasern, Filzreste.
  • Größe der Teile: feine Partikel vs. dicke Flocken.
  • Praktisch sortiere ich auf einem großen Tisch: grobe Filzreste kommen in einen Container für Füllungen (Sitzkissen, Polster), feine kardenartige Faserflocken in einen separaten Behälter für Dämmplatten oder lose Dämmung. Mischungen mit >20 % Synthetik markiere ich, denn sie können andere Eigenschaften haben (z. B. schlechtere Atmungsaktivität).

    Welche Wollreste eignen sich besonders gut als Dämmmaterial?

    Wolle braucht nicht superfein zu sein, aber einige Eigenschaften sind vorteilhaft:

  • hoher Wollanteil (>80 %)
  • saubere, nicht stark ölhaltige Wolle
  • lockere Struktur (nicht zu stark verfilzt)
  • Merinowolle ist hervorragend, weil sie fein und dennoch wärmeisolierend ist, aber auch gröbere Landrassenwolle funktioniert sehr gut – sie ist oft lokaler und günstiger. Für meine Innenanwendungen vermeide ich stark synthetisch gemischte Reste.

    Vorbereitung: Waschen, Kardieren, Entfilzen

    Je nach Zustand bearbeite ich die Reste so:

  • Leicht verschmutzte Wolle: sanftes Waschen in warmem Wasser (max. 30–40 °C) mit einem Wollwaschmittel (z. B. Eucalan oder ein mildes, ökologisches Produkt) – vorsichtig, damit sie nicht filzt.
  • Sehr verfilzte Stücke: ausdünnen oder mit einem Kamm/Kardiermaschine auflockern. Kleine Filzreste lassen sich durchs Reiben zerkleinern und dann als Füllmaterial nutzen.
  • Feuchte Trocknung in dünnen Schichten, am besten an der Luft, in einem gut belüfteten Raum.
  • Ich teile meine Arbeit in kleine Chargen – das macht das Kardieren und Einsparen in Dämmmatten leichter.

    Formen der Dämmung: lose Einblasdämmung, Matten oder Platten

    Wolle kann man auf mehrere Arten im Haus einsetzen:

  • Lose Dämmung: Beim Einblasen (z. B. in Zwischendecken oder Hohlräume) verteile ich kardierte Flocken gleichmäßig. Für kleine Renovationen reicht ein Gebläse aus dem Baumarkt oder ein Einblasgerät beim lokalen Profi.
  • Matten/Platten: Ich flechte oder noppere Wollvliese und fixiere sie mit biologischen Bindemitteln oder einer leichten Naht. So entstehen flexible Dämmmatten für Dachschrägen oder Zwischenwände.
  • Füllungen: Für Kniestockdämmung oder Möbel verwende ich dickere Filz- oder Flockenfüllungen.
  • Für die lose Einblasdämmung achte ich darauf, dass die Schichtdicke groß genug ist (typisch 20–40 cm, abhängig vom U-Wert-Ziel) und dass Dampfsperren korrekt eingebaut sind bzw. die Atmungsfähigkeit der Konstruktion berücksichtigt wird.

    Technische Eigenschaften und Sicherheit

    Wolle bringt mehrere Vorteile:

  • gute Wärmespeicherung
  • hohe Feuchtigkeitsaufnahme und -abgabe (reguliert Raumklima)
  • Schallabsorption
  • weniger chemische Behandlung nötig als bei vielen industriellen Dämmstoffen
  • Ein paar Dinge beachte ich: unbehandelte Wolle ist brennbar – dennoch verhalten sich Wollfasern bei Feuer günstiger als einige Kunststoffe, weil sie weniger schmelzen und tropfen. Für höhere Brandschutzanforderungen gibt es handelsübliche, ökologisch verträgliche Brandschutzbehandlungen; hier arbeite ich mit zertifizierten Produkten oder kombiniere die Wolle mit mineralischen Schichten. Wenn baurechtliche Vorgaben bestehen, lasse ich die geplante Lösung von einem Sachverständigen prüfen.

    Praktische Tipps aus meinen Projekten

  • Vor dem Einbau: immer eine Probe an einer kleinen Fläche testen, um Setzungen und Feuchtigkeitsverhalten zu prüfen.
  • Bei Hohlräumen: Zugänge groß genug lassen, damit das Material gleichmäßig verteilt werden kann.
  • Tarife und Förderungen: Viele Bundesländer fördern den Einsatz ökologischer Dämmstoffe – ich informiere mich bei lokalen Energieberatungen.
  • Kooperationen: Ich tausche Reste mit Schneidern und Werkstätten – das reduziert Abfall und bringt Materialvielfalt.
  • Tabelle: Vergleich ausgewählter Eigenschaften

    Eigenschaft Schurwolle Merinowolle Wolle mit Synthetik
    Wärmeleistung gut sehr gut variiert
    Feuchteregulierung sehr gut sehr gut vermindert
    Verfügbarkeit regional hoch mittel je nach Quelle
    Einfachheit der Verarbeitung einfach einfach komplizierter

    Wenn du magst, kann ich dir bei der Einschätzung deiner gesammelten Wollreste helfen oder eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für dein konkretes Projekt schreiben. Teile mir kurz mit, welche Art von Resten du hast und wo du sie einsetzen möchtest.