Einleitung: Warum ein kleines SpinnDorf?

Als jemand, die jahrelang mit Schafen, Garnherstellung und kleinen Werkstätten gearbeitet hat, träume ich immer wieder von einem kleinen SpinnDorf – einem Ort, an dem sich Handwerk, Gemeinschaft und regionale Kreisläufe verbinden. Doch bevor die Wolle fließt und Pullover entstehen, braucht es Maschinen. In diesem Text erzähle ich dir aus eigener Erfahrung, welche Geräte ich für ein kleines SpinnDorf empfehle, wie viel sie kosten können und worauf du bei Gebrauchtkäufen achten solltest.

Welche Grundmaschinen brauchst du wirklich?

Für den Anfang haben sich für mich folgende Maschinen als zentral erwiesen. Sie decken die Prozesse vom Vlies bis zum gesponnenen Garn ab:

  • Kardiermaschine (Drumcarder oder Flächencardiermaschine): Für das Entwirren und Aufbereiten von Vlies zu Batts oder Karden.
  • Strangspinnmaschine / Spinnrad: Je nachdem, ob du elektrisch oder manuell arbeiten möchtest. Für kleine Chargen sind handbetriebene Spinnräder ideal; für höhere Durchsätze lohnt sich eine elektrische Spinnmaschine.
  • Zwirnmaschine: Für das Verzwirnen von zwei- oder mehrfädigen Garnen, wichtig, wenn du robustere Garne produzieren willst.
  • Reckmaschine / Garnwinde: Zum Auf- und Abwickeln sowie zum Messen von Meterzahlen.
  • Wasch- und Trocknungsausrüstung: Großer Waschtrog, Thermometer, sanfte Waschmittel, und ein gut belüfteter Trockenplatz oder elektrische Trockner für kleine Werkstücke.
  • Scheren und Karden für Feinbearbeitung, sowie Waagen für die Gewichtsbestimmung.
  • Kostenspanne: Neuanschaffung vs. gebraucht

    Die Kosten variieren stark je nach Qualität, Marke und Funktionalität. Aus meiner Praxis sind Orientierungswerte hilfreich:

    Maschine Neu (ca.) Gebraucht (ca.)
    Drumcarder (klein) 700–2.500 € 200–1.200 €
    Große Flächencardiermaschine 5.000–25.000 € 1.500–12.000 €
    Handspinnrad 150–900 € 50–400 €
    Elektrische Spinnmaschine 1.500–10.000 € 600–6.000 €
    Zwirnmaschine 800–8.000 € 200–4.000 €
    Garnwinde / Reckmaschine 300–2.000 € 100–900 €

    Diese Zahlen sind breit gefächert, weil es große Qualitätsunterschiede gibt: Ein industrielles Gerät kostet deutlich mehr als ein solider Handwerker- oder Semiprofessional-Apparat. Für ein echtes "SpinnDorf" mit mehreren Arbeitsplätzen und einem kleinen Produktionsvolumen plane ich mindestens 10.000–30.000 € ein, wenn du neu kaufst. Mit kluger Gebrauchtbeschaffung kommst du deutlich günstiger weg.

    Meine Tipps für Gebrauchtkäufe

    Ich habe viel mit Second-Hand-Geräten gearbeitet und einige wichtige Regeln entwickelt:

  • Vor Ort prüfen: Lass dir die Maschine laufen zeigen. Achte auf ungewöhnliche Geräusche, Ruckeln, Flauschen in Lagern oder schlechte Spannung.
  • Wartungshistorie erfragen: Gibt es Belege für Ölwechsel, Austausch von Riemen oder bedienungsrelevante Reparaturen? Das erspart dir böse Überraschungen.
  • Originalersatzteile: Manche ältere Maschinen haben keine Ersatzteile mehr – das kann ein Grund gegen den Kauf sein.
  • Transport und Aufstellung bedenken: Große Carder oder Zwirnmaschinen sind schwer und groß. Kläre vorher Transportmöglichkeiten, Türen und Bodenlast.
  • Netzwerk nutzen: Oft erfährst du via Facebook-Gruppen, Ravelry, lokale Schäfernetze oder Maschinenbörsen von Angeboten, noch bevor sie öffentlich sind.
  • Worauf du bei technischen Details achten solltest

    Ein paar technische Aspekte haben sich in meiner Praxis als besonders wichtig herausgestellt:

  • Leistung und Drehmoment: Elektrische Spinnmaschinen brauchen genug Drehmoment, um auch dichtes oder verzwirntes Garn zu verarbeiten.
  • Geschwindigkeitsregelung: Variabel ist besser – so kannst du feine oder grobe Garne gleich mit derselben Maschine herstellen.
  • Materialkontakt: Rostfreie oder gut lackierte Teile sind hygienischer, vor allem bei Gefährdung durch Feuchtigkeit.
  • Lautstärke: Wenn das SpinnDorf in einem Wohngebiet ist, kann Lärm ein Faktor werden. Prüfe Dezibel-Werte oder teste vor Ort.
  • Zubehör, das oft unterschätzt wird

    Die Maschinen sind nur ein Teil; gutes Zubehör macht den Alltag leichter:

  • Qualitativ gute Kardenkämme und Paddles (für Drumcarder) – Verschleißteile, die du regelmäßig ersetzen musst.
  • Ersatzriemen, Lager und Schmiermittel – besonders wichtig bei Gebrauchtmaschinen.
  • Maßband, Garnmesser, Wollkämme – kleine Helfer, die viel Zeit sparen.
  • Beschriftungssysteme und Chargenverwaltung – für Rückverfolgbarkeit und Qualitätsmanagement.
  • Platz, Organisation und Energie

    In einem SpinnDorf ist Raumplanung Gold wert. Ich achte immer auf:

  • Arbeitsaufteilung: Rohwolle‑Zone (Waschen/Trocknen), Kardier‑Zone, Spinn‑Zone, Nachbehandlung/Verpackung.
  • Staub- und Fusselmanagement: Gute Absaugung oder regelmäßiges Reinigen reduziert Allergene und verbessert Maschinenleben.
  • Elektrische Versorgung: Industrieanschlüsse, Sicherungen und eventuelle Drehstromversorgung klären – manche Maschinen brauchen 3‑Phasen.
  • Marken und Modelle, die ich empfehlen kann

    Einige Marken haben sich in meiner Arbeit bewährt:

  • Harrisville Design — klassische Drumcarder und kleine Spinnräder, gut für kleine Werkstätten.
  • Willy Maufrais / Carders aus UK/Europa — für robustere Flächencarder.
  • Schacht — Spinnräder und Zubehör, solide Verarbeitung und Ersatzteilversorgung.
  • Texor / Schmolz — bei größeren Zwirn- und Garnbearbeitungsmaschinen.
  • Wichtig: Markennamen sind nur Orientierung; kaufe nach Bedarf, nicht nach Namen.

    Skalieren: Von der Ein-Frau-Werkstatt zum Gemeinschaftsprojekt

    Wenn dein SpinnDorf wachsen soll, plane modular: Starte mit einem Drumcarder, zwei Spinnrädern und einer Garnwinde. Sobald du konstante Auftragslagen oder mehr Teilnehmer hast, ergänze eine elektrische Spinnmaschine und eine größere Carder. Kooperationen mit benachbarten Schäfern und Werkstätten reduzieren Kosten und bringen Know-how ein.

    Praxisbeispiel aus meinem Alltag

    In einem meiner Projekte begann alles mit einem gebrauchten Drumcarder (300 €), zwei Second-Hand‑Spinnrädern (je 120 €) und einer einfachen Garnwinde (150 €). Nach einem Jahr kamen eine gebrauchte Zwirnmaschine (1.200 €) und eine bessere Absaugung hinzu. Durch Workshops mit lokalen Schäfer:innen finanzierte sich ein Teil der Anschaffung – ein Tipp, den ich immer wieder gebe: Binde die Community ein. So wächst das SpinnDorf organisch und nachhaltig.